Wir verwenden in den aktuellen Diskussionen immer häufiger Wertebegriffe oder trendige Adjektive, ohne dass wirklich klar ist, was jeweils damit gemeint ist. Daher an dieser Stelle ein Plädoyer für mehr Achtsamkeit in der Sprache.
Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht. Aber mit manchen Begriffen, die zunehmend in allen möglichen Zusammenhängen Verwendung finden – weil sich wohl jeder das für sich Passende darunter vorstellen kann – habe ich so meine Probleme. Denn selten verstehen wir alle das Gleiche darunter.
‚Nachhaltigkeit‘ wäre so ein Wort. Jeder verwendet es zu allen möglichen Themen, aber wenn man nachfragen würde was der- oder diejenige darunter verstehen, bekommt man meist sehr vage oder vielfältige Antworten. Wir wissen zwar alle wie sich eine Temperatur von 30 Grad ungefähr anfühlt und dass bei 100 Grad Celsius Wasser zu kochen beginnt. Aber wenn das Wort ‚nachhaltig‘ fällt gibt es keine vergleichbaren Assoziationen, die einen verlässlichen Orientierungsrahmen geben. Ähnlich geht es mir mit ‚Bio‘ oder dem Wort ‚Qualität‘. Als Differenzierungsmerkmal oder Zielmarke sind die Begriffe daher nur von begrenztem Nutzen, denn wir machen uns meistens zu selten die Mühe sie für uns selbst zumindest klar zu definieren.
Das Wort Ökonomie leitet sich aus dem Altgriechischen ‚oikos‘ (das Haus) und ‚nomos‘ (Gesetz, Brauch) her. Ökologie insofern analog von ‚oikos‘ und ‚logos‘ – die Lehre. Und wie stets in den Wissenschaften folgt die Lehre (über eine gute Anwendung) den zuvor formulierten Gesetzen bzw. Gesetzmäßigkeiten. Beides sollte demnach doch in engem Zusammenhang stehen.
Bleibt als Schlussfolgerung eigentlich nur, dass wir in der heutigen Sichtweise offensichtlich eine sehr divergierende Vorstellung darüber haben, von welchem ‚Haus‘ wir jeweils sprechen. Während die Ökologie (heute!) sich fast ausschließlich auf die natürlichen Systeme, d.h. das Ökosystem und somit den Planeten als ‚Haus‘ aller bezieht, beschränkt sich die Ökonomie aktuell offensichtlich auf ein ganz anderes ‚Haus‘. Übersetzt auf Unternehmen, Summe der Unternehmen, alle Wirtschaftsbeteiligten, alles Handelbare. Unser natürliches ‚Haus‘, unsere Lebensgrundlage ist dabei wohl als irrelevant ausgeschlossen worden ( es sei denn, es geht um verwertbare Rohstoffe). Die Folgen davon sehen wir heute.
Werteorientierte Unternehmensführung startet folglich mit der gezielten Auseinandersetzung und Herstellung eines gemeinsamen Verständnisses, eines gemeinsamen Bewusstseins über die Werte, d.h. die ‚Gesetze‘ und die ‚Lehre‘ von Beziehungen und Handlungen in einer Organisation – und für welches ‚Haus‘ man selbst am Ende steht. Sobald diese Gemeinsamkeit allerdings hergestellt ist, kann eine ganz andere Kommunikation, Dynamik in der Zusammenarbeit und Art der Organisation auf Basis eines gemeinsamen Verstehens stattfinden. Dann sind auch die Ziele und Wege dorthin viel klarer.
Zu oft vergessen wir, dass zuallererst der Mensch selbst für das ‚oikos‘ steht. Werte sind ausschließlich menschlich, niemals auf Sachen anwendbar. Das Streben unser Leben sinnvoll zu gestalten liegt in der Natur des Menschen. Werte sind dabei Kompass, Motor und Zielpunkt gleichermaßen. Mit dem Ausschluss der Natur aus unserem Ökonomieverständnis wurden auch die Werte in die zweite Reihe gestellt.
Bevor wir also ausziehen, um das Klima, die Welt und damit uns zu retten, sollten wir zuerst das eigene Haus ‚aufräumen‘ und Klarheit im Verständnis der Begriffe herstellen, mit denen wir zunehmend regelmäßig arbeiten werden. Achten Sie in der kommenden Zeit doch mal auf die Worte in Artikeln, Talkshows und Werbebotschaften. Vor allem wenn das Wort ‚Verantwortung‘ fällt. Denn selten ist wirklich klar für wen, für was, wie weitgreifend, mit welchen Konsequenzen, …
Viel Erfolg! Herzlichst Ihr
Roland Schulze
Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht. Aber mit manchen Begriffen, die zunehmend in allen möglichen Zusammenhängen Verwendung finden – weil sich wohl jeder das für sich Passende darunter vorstellen kann – habe ich so meine Probleme. Denn selten verstehen wir alle das Gleiche darunter.
‚Nachhaltigkeit‘ wäre so ein Wort. Jeder verwendet es zu allen möglichen Themen, aber wenn man nachfragen würde was der- oder diejenige darunter verstehen, bekommt man meist sehr vage oder vielfältige Antworten. Wir wissen zwar alle wie sich eine Temperatur von 30 Grad ungefähr anfühlt und dass bei 100 Grad Celsius Wasser zu kochen beginnt. Aber wenn das Wort ‚nachhaltig‘ fällt gibt es keine vergleichbaren Assoziationen, die einen verlässlichen Orientierungsrahmen geben. Ähnlich geht es mir mit ‚Bio‘ oder dem Wort ‚Qualität‘. Als Differenzierungsmerkmal oder Zielmarke sind die Begriffe daher nur von begrenztem Nutzen, denn wir machen uns meistens zu selten die Mühe sie für uns selbst zumindest klar zu definieren.
Ökonomie versus Ökologie – alles nur ein Missverständnis?
Die Folge ist oft eine Reduzierung auf einen Minimalkonsens wodurch Worte am Ende Bedeutungen bekommen, die im Ursprung so wohl nicht gemeint waren. Was mich schon im BWL-Studium stutzig machte, und in der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte mehr denn je hochkommt, ist die (zu Recht) anzustrebende Versöhnung von Ökonomie und Ökologie! Wann in der Menschheitsgeschichte haben die beiden Begriffe eigentlich so gegensätzliche Bedeutungswege eingeschlagen? Wenn heute (oder vor allem in meiner Jugendzeit) jemand sagte, „der ist ein Öko!“ – dann ist einem sicher nicht das Wort ‚Ökonom‘ als erstes durch den Kopf geschossen. Aber warum nicht?Das Wort Ökonomie leitet sich aus dem Altgriechischen ‚oikos‘ (das Haus) und ‚nomos‘ (Gesetz, Brauch) her. Ökologie insofern analog von ‚oikos‘ und ‚logos‘ – die Lehre. Und wie stets in den Wissenschaften folgt die Lehre (über eine gute Anwendung) den zuvor formulierten Gesetzen bzw. Gesetzmäßigkeiten. Beides sollte demnach doch in engem Zusammenhang stehen.
Bleibt als Schlussfolgerung eigentlich nur, dass wir in der heutigen Sichtweise offensichtlich eine sehr divergierende Vorstellung darüber haben, von welchem ‚Haus‘ wir jeweils sprechen. Während die Ökologie (heute!) sich fast ausschließlich auf die natürlichen Systeme, d.h. das Ökosystem und somit den Planeten als ‚Haus‘ aller bezieht, beschränkt sich die Ökonomie aktuell offensichtlich auf ein ganz anderes ‚Haus‘. Übersetzt auf Unternehmen, Summe der Unternehmen, alle Wirtschaftsbeteiligten, alles Handelbare. Unser natürliches ‚Haus‘, unsere Lebensgrundlage ist dabei wohl als irrelevant ausgeschlossen worden ( es sei denn, es geht um verwertbare Rohstoffe). Die Folgen davon sehen wir heute.
Alle beginnt mit dem Verstehen
Wenn wir die angestrebte Versöhnung im ureigenen Interesse erfolgreich herstellen wollen, dann sollte uns das gleiche, was uns irgendwann auf dem Weg von der Antike in die Moderne mit dem ‚Haus‘ passiert ist, nicht noch einmal widerfahren, indem wir zu essentiellen Begriffen stark auseinanderdriftende Interpretationen zulassen bis am Ende nur noch der Minimalkonsens übrigbleibt. Besser wäre doch, wir einigen uns endlich darauf was unser ‚Haus‘ denn wirklich ist.Werteorientierte Unternehmensführung startet folglich mit der gezielten Auseinandersetzung und Herstellung eines gemeinsamen Verständnisses, eines gemeinsamen Bewusstseins über die Werte, d.h. die ‚Gesetze‘ und die ‚Lehre‘ von Beziehungen und Handlungen in einer Organisation – und für welches ‚Haus‘ man selbst am Ende steht. Sobald diese Gemeinsamkeit allerdings hergestellt ist, kann eine ganz andere Kommunikation, Dynamik in der Zusammenarbeit und Art der Organisation auf Basis eines gemeinsamen Verstehens stattfinden. Dann sind auch die Ziele und Wege dorthin viel klarer.
Zu oft vergessen wir, dass zuallererst der Mensch selbst für das ‚oikos‘ steht. Werte sind ausschließlich menschlich, niemals auf Sachen anwendbar. Das Streben unser Leben sinnvoll zu gestalten liegt in der Natur des Menschen. Werte sind dabei Kompass, Motor und Zielpunkt gleichermaßen. Mit dem Ausschluss der Natur aus unserem Ökonomieverständnis wurden auch die Werte in die zweite Reihe gestellt.
Bevor wir also ausziehen, um das Klima, die Welt und damit uns zu retten, sollten wir zuerst das eigene Haus ‚aufräumen‘ und Klarheit im Verständnis der Begriffe herstellen, mit denen wir zunehmend regelmäßig arbeiten werden. Achten Sie in der kommenden Zeit doch mal auf die Worte in Artikeln, Talkshows und Werbebotschaften. Vor allem wenn das Wort ‚Verantwortung‘ fällt. Denn selten ist wirklich klar für wen, für was, wie weitgreifend, mit welchen Konsequenzen, …
Viel Erfolg! Herzlichst Ihr
Roland Schulze